
Pfingstdialog 2025: Appelle für europäische Werte und Souveränität
Mit eindringlichen Appellen zur Stärkung europäischer Werte, zur Wiedergewinnung von Diskursfähigkeit und zur politischen Souveränität Europas ist am Donnerstag der zweitägige Pfingstdialog "Geist & Gegenwart" auf Schloss Seggau (Südsteiermark) zu Ende gegangen. Rund 200 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kirche und Medien nahmen an der traditionsreichen Veranstaltung teil, die heuer unter dem Generalthema "Challenge.Europe" stand. Eröffnet wurde der Dialog von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, gefolgt von einer Keynote des britischen Historikers Christopher Clark (University of Cambridge), der vor der Erosion des öffentlichen Raums und zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung in westlichen Demokratien warnte.
Clarks Appell und Warnung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine: Europas Existenz steht auf dem Spiel. "Wer jedoch meint, die Ukraine sei ein fernes Land dessen Schicksal uns nicht direkt tangiert, wer meint, die Beihilfe zur Verteidigung der Ukraine sei nichts als Kriegshetze, das sind die Schlafwandler von heute", so der Historiker wörtlich in Anspielung auf den Titel seines bekannten Buches "Die Schlafwandler" über den Ersten Weltkrieg.
Zu den Referentinnen und Referenten beim diesjährigen Pfingstdialog zählten u. a. Europaministerin Claudia Plakolm, der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, Ex-Europaparlaments-Vizepräsident Othmar Karas, Superintendent Wolfgang Rehner, Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom sowie der Politikwissenschaftler Carlo Masala. Veranstaltet wurde das Dialogforum von der Plattform "Geist & Gegenwart" in Kooperation mit dem Land Steiermark und der Diözese Graz-Seckau.
Am zweiten Tag des Pfingstdialogs (Donnerstag) diskutierte ein u.a. auch mit WIFO-Chef Gabriel Felbermayr und der Politologin Katrin Praprotnik prominent besetztes Panel zum Thema "Wieviel Souveränität ist möglich?". Altkanzler Schüssel forderte dabei eine "kluge Balance" sowie ein neues "Mindset", um "unsere Freiheit neu zu definieren". Karas warnte: "Wir haben uns zunehmend in Abhängigkeiten begeben, die nicht notwendig waren."
In sogenannten "Insiemegruppen" diskutierten Expertinnen und Experten in Kleingruppen über zentrale Themen wie Künstliche Intelligenz, Reindustrialisierung oder gesellschaftliche Kohäsion. Den Schlusspunkt setzte das Forum Generale mit einer Keynote von Carlo Masala (Bundeswehr-Universität München), gefolgt von einer Abschlussdebatte mit Europaministerin Plakolm, der Wirtschaftswissenschafterin Monika Köppl-Turyna (Eco Austria), dem Moraltheologen Matthias Beck (Universität Wien) unddem steirischen Landesrat Willibald Ehrenhöfer.
Die seit 2005 auf Schloss Seggau stattfindenden Pfingstdialoge "Geist & Gegenwart" wollen laut eigenen Angaben Herausforderungen und Problemstellungen Europas reflektieren. Der sich durchziehende Faden sei stets auch eine Standortbestimmung des "Projekts Europa", seiner Chancen, Hoffnungen, aber auch Gefährdungen und Probleme, seiner Entwicklungen und Herausforderungen. (Infos: www.geistundgegenwart.at)
Quelle: kathpress