Hilfe für Menschen auf der Flucht ist eine unverhandelbare Christenpflicht und hat mit naivem Gutmenschentum nichts zu tun. Das haben im Übrigen auch die österreichischen Bischöfe zuletzt bei ihrer Vollversammlung im Sommer in Mariazell betont und in einer Presseerklärung sowohl die Kirche also auch die Gesellschaft insgesamt in die Pflicht genommen: "Das Menschenrecht auf Asyl ist ein hohes Gut und eine völkerrechtliche Verpflichtung. Österreich darf dabei keine Abstriche zulassen." Gleichzeitig haben die Bischöfe bei der darauffolgenden Vollversammlung im November die kirchliche Hilfe für Flüchtlinge bekräftigt.
Von daher war und ist die katholische Kirche in Österreich für Menschen in Not da, sei es als Caritas, durch das Engagement von Pfarren und kirchlichen Initiativen oder mit den zahlreichen Ordensgemeinschaften. Und noch viel mehr geschieht durch den konkreten Einsatz von Gläubigen. Weil dieses Engagement eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird vieles auch nicht an die "große Glocke" gehängt. Dass sich die Kirche dafür aber nicht verstecken muss, belegen folgende Fakten:
Die kirchliche Caritas betreut derzeit 44.461 Asylwerber in der Grundversorgung, davon sind 9.494 in von der Caritas betriebenen Quartieren untergebracht, 34.967 werden mobil betreut. Das bedeutet, dass etwa jeder zweite Asylwerber von der Caritas betreut wird.
Insgesamt gibt es derzeit rund 12.000 Grundversorgungsplätze für Asylwerber im kirchlichen Bereich,die größtenteils von der Caritas betrieben werden. Dabei befinden sich 4.017 Grundversorgungsplätze in Gebäuden, dieim Eigentum von Pfarren, Diözesen, Ordensgemeinschaften und anderen kirchlichen Einrichtungen stehen. Die restliochen Quartiere sind angemietet.
Weitere 914 anerkannte Flüchtlinge bzw. subsidiär Schutzbedürftige sind in kirchlichen Integrationswohnungen untergebracht.
Die Caritas ist jene Institution, die sich am intensivsten in der Betreuung von "unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen" (UMF) engagiert. Österreichweit werden über 951 Jugendliche von der Caritas betreut, über ein Drittel davon in Wien.
Ab September wurden aufgrund der zahlreichen Flüchtlinge, die nach Österreich gekommen sind und größtenteils nach Deutschland weiterreisen, rund 2.000 Ad-hoc-Notquartiere in Pfarren und kirchlichen Einrichtungen geschaffen.
Die Caritas war und ist auch federführend bei der Betreuung der durchreisenden Flüchtlinge - an den Wiener Großbahnhöfen genau so wie in Salzburg oder an den Grenzübertrittsstellen.
Allein die Caritas der Erzdiözese Wien hat während der enormen Flüchtlingswelle in Herbst 2015 in den Ad-hoc-Notquartiere 16.200 Personen beherbergen können.
Die eigentliche Stärke der Kirche liegt nicht nur in der Betreuung von Asylwerbern, sondern vor allem in der Begleitung von anerkannten Flüchtlingen. Dabei geht es um die Suche nach Wohnungen und Arbeit wie auch um Behördenwege, die Unterstützung von Schulkindern und um gemeinsame Freizeitaktivitäten. Vieles davon geschieht in Pfarren und in Kooperation mit der Zivilgesellschaft
Es ließen sich noch viele weitere Beispiele für konkrete Hilfe zeigen, und trotzdem braucht es noch viel mehr. Um die kirchlichen Aktivitäten zwischen Diözesen, Orden und Caritas zu verstärken, wurde daher Ende Mai 2015 ein kirchlicher Asylstab unter Vorsitz des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Peter Schipka, eingerichtet. Als Konsequenz davon gibt es durch Beschluss der Bischofskonferenz seit Ende Juni 2015 für jede Diözese einen "Diözesankoordinator für Flüchtlingsquartiere". Deren Hauptaufgabe ist die aktive Suche nach kirchlichen Quartieren für die Grundversorgung und nach Integrationswohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Dazu zählt auch die Suche nach geeigneten kirchlichen Flächen für Wohncontainer. Schließlich hat die Bischofskonferenz im November 2015 den Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics mit dem neugeschaffenen Verantwortungsbereich für Flucht, Migration und Integtration betraut.
"Österreich ist ein gesegnetes Land und hat immer wieder bewiesen, dass viel Hilfsbereitschaft und Solidarität vorhanden sind. Zur Lösung der gegenwärtigen Aufgaben im Asylbereich sind zunächst die staatlichen Institutionen und Gebietskörperschaften verpflichtet. Sie benötigen die Unterstützung durch eine breite Allianz aller gesellschaftlichen Kräfte, die sich für eine Willkommenskultur mit verzweifelten und notleidenden Menschen einsetzen und konkret helfen wollen", haben die Bischöfe gemeinsam betont. Das ist eine Selbstverpflichtung der Kirche und eine Einladung an alle, Lösungen für Menschen in Not zu finden.
zuletzt bearbeitet von
Paul Wuthe am 4.5.2016
Zusatzinformationen:
Info-Box Asylhilfe
» Die kirchliche Caritasbetreut derzeit 44.461 Asylwerber in der Grundversorgung, davon 9.494 in Caritas-Quartieren. 34.967 werden mobil betreut. Das bedeutet, dass etwa jeder zweite Asylwerber von der Caritas betreut wird.
» Insgesamt gibt es derzeit rund 12.000 Grundversorgungsplätze für Asylwerber im kirchlichen Bereich,die größtenteils von der Caritas betrieben werden. Dabei befinden sich 4.017 Grundversorgungsplätze in Gebäuden, die im Eigentum von Pfarren, Diözesen, Ordensgemeinschaften und anderen kirchlichen Einrichtungen stehen.