Christen sollen "Segen" für Flüchtlinge sein
Zum Engagement für Flüchtlinge hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs jene 150 Gläubigen aufgefordert, die seiner Einladung zum Abendsegen mit Gebet für Flüchtlinge am Dienstag auf den Gebhardsberg gefolgt sind. So wie der Diözesanpatron, der heilige Gebhard, durch die Linderung von Not im 10. Jahrhundert zum Segen für viele geworden sei, sollten auch heute Christen diesem Vorbild folgen. "Wer braucht in diesen Tagen Segen dringlicher als jene Millionen von Menschen, die ihre Heimat, ihr Zuhause verloren haben, die auf der Flucht umherirren, die einen sicheren Ort zum Überleben suchen?", sagte Elbs in seiner Predigt.
Weit mehr Menschen "als wir das bisher kannten" hätten zuletzt den Weg nach Europa eingeschlagen, weltweit seien gar 60 Millionen Menschen auf der Flucht, wies der Bischof hin. Dies löse Ängste und Abwehrhaltung aus, "was auch verständlich ist", wie Elbs sagte. Es gebe Sorge um den sozialen Frieden, um die christlich geprägte, demokratische Identität Europas und dessen plurale Gesellschaft, "die Trennung von Religion und Politik ist für viele Menschen aus anderen Regionen der Welt nicht bekannt und nicht akzeptiert".
Angesichts dieser großen Herausforderungen durch die vielen Fluchtbewegungen stelle sich die Frage: "Was kann uns helfen, als Christen die richtige Haltung in dieser Situation zu finden?" Der Bischof verwies hier auf den jüdischen Philosophen Emanuel Levinas, dessen Familie und Freunde von den Nazis ermordet wurden. Die Frage, warum es den Holocaust und die grausame Ermordung so vieler geben konnte, habe Levinas so beantwortet: "Weil die Menschen verlernt haben, den anderen ins Angesicht zu schauen." Dies solle auch heute Mahnung sein, appellierte Elbs: "Wenn wir dem anderen Menschen, einem Asyl suchenden, einem bettelnden Menschen ins Angesicht schauen, dann finde ich auch die richtige Haltung und die richtige Lösung, wie ich mich zu ihm verhalten soll."
Gebet auch für Umkehr der Schlepper
Mit der Überzeugung, dass "kein Gebet ohne Wirkung" bleibe, lud der Bischof anschließend die Gottesdienstbesucher zum Gedenken ein. Ein Gebet für Flüchtlinge sprach der Feldkircher Generalvikar Rudolf Bischof, in dem neben Bitten für die Heimatvertriebenen auch die Schlepper bedacht wurden: "Bewirke in den Schleppern, Betrügern und Geschäftemachern, deren Wohlstand auf dem Leiden und Sterben anderer gründet, eine Umkehr."
Das Gebet auf dem Gebhardsberg in Bregenz war ein Höhepunkt der traditionellen Gebhardswoche der Diözese Feldkirch vom 27. August bis zum 3. September. Der Gebhardsberg mit den Resten der Festung Hohenbregenz soll jener Ort sein, an dem der heilige Gebhard um 949 geboren wurde. Bis heute ist Bregenz neben Konstanz das Zentrum der Gebhardsverehrung im Bodenseeraum. Um das Fest des Heiligen am 27. August findet deshalb die jährliche Gebhardswoche statt, die zahlreiche Pilger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Bregenz führt. Gebhard ist der Patron der Diözese Feldkirch und entstammte der Familie der Grafen von Bregenz. Er starb am 27. August 995 und wurde bald als Heiliger verehrt.