Europa: durch Flüchtlingskrise an "Scheideweg"
Auf die europäische Dimension der aktuellen Flüchtlingskrise hat Caritas-Präsident Michael Landau hingewiesen: Europa stehe durch die Flüchtlingskrise "am Scheideweg", sagte Landau bei einer Pressekonferenz am Sonntagmittag am Wiener Westbahnhof, wo in diesen Tagen mehr als 11.000 aus Ungarn kommende Flüchtlinge betreut und versorgt wurden und weiterhin werden. Europa müsse sich entscheiden, ob es "ein Kontinent des Todes oder ein Kontinent des Lebens und der Solidarität" sein wolle, so der Caritas-Präsident, der in Europa "keine Flüchtlingskrise, sondern eine Solidaritätskrise" erkennt.
Auf jeden Fall stehe fest, dass "in diesen Tagen und Stunden Geschichte geschrieben" werde. Insbesondere der gestrige Samstag sei "ein guter, ein starker Tag für Österreich" gewesen. Ausdrücklich dankte Landau in diesem Zusammenhang der österreichischen Zivilgesellschaft für das überwältigende Engagement in den vergangenen Tagen, sowie für die gute Kooperation mit der Stadt Wien, den ÖBB und den Rettungsdiensten. "Auch das ist Österreich: Es gibt einen bleibend hohen Grundwasserspiegel der Solidarität in diesem Land", so Landau. Die Hilfsbereitschaft, die man in Österreich in den vergangenen Tagen erleben konnte, gebe ihm Zuversicht: "Gemeinsam können wir es schaffen - das ist 'die' Erfahrung der letzten 48 Stunden".
Derzeit stellt die Caritas österreichweit fast 5.000 Grundversorgungsplätze zur Verfügung, davon 260 für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 11.900 Personen, die in Quartieren anderer Quartiergeber untergebracht sind, werden von der Caritas mobil betreut. Das sind 2.188 Plätze mehr und 6.877 Menschen mehr in mobiler Betreuung als noch im Sommer 2014. Die Caritas betreut somit derzeit etwa jeden dritten Asylwerber in Österreich. Die Caritas ist damit die größte Trägerorganisation im Bereich der Grundversorgung. Für die nächsten drei Monate sind weitere 1.200 in Planung.
Alleine in der Caritas der Erzdiözese Wien wurden seit Juli 2015 110 Grundversorgungsplätze, davon 45 Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 585 Plätze, davon 237 für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, zur Verfügung stehen.