"Kein Anlass, Angst zu haben"
Der Flüchtlingskoordinator des Bundes, Christian Konrad, hat vor Panikmache im Blick auf die Flüchtlingszahlen gewarnt. Die aktuellen Zahlen an Asylanträgen in Österreich seien "kein Anlass, Angst zu haben". Die rund 53.000 Asylanträge seit Jahresbeginn seien "nicht einmal ein volles Fußballstadion", sagte er laut der "Austria Presse Agentur" (APA) und den ORF-Radios am Rande eines informellen Treffens der Landesflüchtlingsreferenten am Dienstag in Salzburg. Man müsse den Nutzen von Zuwanderern erkennen. "Das hat bis jetzt dem Land gut getan", so Konrad. Eine klare Vorgehensweise empfahl Konrad für Wirtschaftsflüchtlinge: "Natürlich gibt es auch Trittbrettfahrer. Die müssen wir eben aussortieren."
Wer persönlich in Kontakt mit Flüchtlingen stehe, finde rasch Sympathien und Anknüpfungspunkte. "Die, die weit weg sind, reden über das Problem wie Blinde von der Farbe."
Diese Einschätzung teilt auch Politikberater Thomas Hofer. "Viel Kontakt mit Asylsuchenden ist nicht gerade die allerbeste Wahlwerbung für die Blauen", so Hofer in einem Gespräch mit der Tageszeitung "Der Standard" (Dienstag). In Thalham beispielsweise, wo sich eine Erstaufnahmestelle für Asylwerber befindet, habe die FPÖ weniger dazu gewonnen als im Landesdurchschnitt. Und in St. Roman im Bezirk Schärding, wo die Blauen so erfolgreich waren wir sonst nirgends - mit einem Plus von 34 Prozentpunkten und einem Ergebnis von knapp 50 Prozent der Stimmen -, wohne überhaupt kein Asylwerber.
Das am Donnerstag in Kraft tretende Durchgriffsrecht des Bundes für die Bereitstellung von Quartieren werde laut dem Flüchtlingskoordinator keine große Rolle spielen. "Der gordische Knoten löst sich von selbst." Angesichts der Situation verstünden die Verantwortlichen, dass sie handeln müssen. Die Länder werden ihrer Verpflichtung nachkommen, ist Konrad überzeugt. Österreich sei nicht von vornherein auf den Ansturm gerüstet gewesen. "Aber wir sind flexibel und innovativ genug, die Menschen aufzunehmen."
Laut einem Bericht in der Tageszeitung "Die Presse" (Dienstag) lässt Konrad derzeit Lagerhallen anmieten. Die Zeitung spekuliert, dass es "schnell eng werden" könnte, sobald die Migranten nicht mehr so leicht nach Deutschland weiterreisen können. "Es gibt aber keinen Anlass zu glauben, dass Deutschland die Grenzen dicht macht", sagte hingegen Konrad. Die Anmietung der Lagerhallen habe auch mit der Suche nach winterfesten Unterkünften zu tun. Mit den Behörden in Deutschland herrsche eine gute Gesprächsbasis. "Es wird hier ordentlich hinter den Kulissen gearbeitet."
Quelle: kathpress (30.09.2015)