Zäune schützen nicht und lösen kein Problem
Der steirische Caritas-Direktor Franz Küberl zweifelt an der Sinnhaftigkeit von Zäunen an der Grenze zu Slowenien in Spielfeld. "Sie schützen nicht in dem Ausmaß, wie sie das vorgeben. Sie sind auch keine Lösung des Problems", gab Küberl in einem Interview mit der Eisenstädter Kirchenzeitung "martinus" (aktuelle Ausgabe) zu bedenken. Ersichtlich werde das am Beispiel Ungarn: "Ungarn hat mit dem Zaun die Flüchtlinge nur anderen zugeschoben. Das ist die Blamage der Solidarität in der EU." Jeder Zaun, der erreichtet werde, fordere nur die Errichtung weiterer Zäune heraus.
"Der Kern einer Lösung" könne nach Ansichten des Caritas-Direktors nur über den Frieden in Syrien führen. Zuletzt hätte das Eingreifen Russlands in den Konflikt aber zu einer Verschärfung des Problems beigetragen. "Wieder sind tausende Menschen aus Aleppo und Homs geflohen, weil Russland jetzt auch mitschießt." Anstatt Zäune aufzubauen, sollten sich die Länder offen gegen den Waffenhandel und den Ölverkauf des "Islamischen Staates" aussprechen.
Der Flüchtlingsstrom sei aber längst nicht nur ein europäisches Problem. Es sei auch eine Frage, ob die USA sich hier nicht engagieren müssten. Und auch mit der Türkei werde man nicht nur über Geld reden müssen, "sondern darüber, wie man die Krise vernünftig bewältigt".
Caritas leistet an Grenze seit Beginn Hilfe
Die Caritas leistet an der Grenze zu Slowenien Hilfe seit Beginn des Flüchtlingsstroms. "Wir sind mit Dolmetschern vor Ort, die für die Weitergabe von Informationen sehr wichtig sind - von der Unterbringung der Menschen in den Zelten bis zur Weiterreise mit den Bussen. Es gibt Nofallpakete mit Decken und Ähnlichem", berichtete Küberl. Nicht immer werde das Angebot aber angenommen, vor allem die Möglichkeit zur Übernachtung in den beheizten Zelten. "Viele wollen nicht in die Zelte, weil sie Angst haben, Busse zu versäumen."
Mit Nickelsdorf im Burgenland könne Spielfeld nicht ganz verglichen werden. Dort drängten zwar auch Flüchtlinge an die Grenze, "im Vergleich zu Nickelsdorf ist Spielfeld aber enger". Es herrsche bei allen hochgradige Nervosität: "Bei den Flüchtlingen, die Angst haben, nicht weiterzukommen; aber auch Einsatzkräfte, Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer sind ungeheuer angespannt."
Quelle: kathpress (05.11.2015)